Kristina Vogel aus Erfurt (Deutschland) war Doppel-Olympiasiegerin auf der Radrennbahn, vielfache Europa- und Weltmeisterin. Die Erfolgreichste Radsportlerin der Welt. Und dann das! 2018. Eine normale Trainingsfahrt auf der Radbahn. Plötzlich und unerwartet steht da jemand auf der Bahn. Crash. Bei vollem Tempo auf den Betonboden. Mehrere Wochen Kampf ums Überleben. Querschnittslähmung. Oje, denkst du dir, jetzt ist alles vorbei … – oder?
Gibt es ein Leben nach der Katastrophe?

sie teilt ihre Erfahrungen mit, die sie gemacht hat und hält Vorträge über mentale Stärke.
Sie hat auch ein Buch mit einem sprechenden Titel geschrieben:
„Immer noch ich. Nur anders“.
Man gewinnt den Eindruck – und in einem Interview hat sie das auch so ausgedrückt – dass sie einfach keine Lust dazu hatte, sich schlecht zu fühlen.
Und ich merke, wie ich beim Schreiben darüber selber ganz erfüllt werde von dieser Lust, dieser Freude am Leben, die da zum Ausdruck kommt – und wie der eigene Lebensmut dabei steigt.
Wie das Bild, das ich auf einem Teppich in der portugiesischen Synagoge in Amsterdam entdeckt habe. Es ist der stolze Ausdruck dafür, wie die jüdische Gemeinde – die um 1500 aus Portugal vertrieben wurde – in Amsterdam zu neuem Leben gekommen ist.

Und doch ist es der Beginn von etwas ganz Neuem. Die Bibelwissenschaft ist sich heute in großen Teilen einig darüber, dass diese Katastrophe erst den Anstoß dafür gegeben hat, die vielfältig überlieferten Erzählungen zu sammeln. Viele Texte sind überhaupt erst nach dieser Katastrophe entstanden. Diese Sammlung, und Neuformulierung – die aus der Erfahrung der Katastrophe entstanden ist – ist zu unserer Bibel geworden. Es ist der Mut, sich von der Katastrophe nicht unterkriegen zu lassen.
Die Bibel selber
ist ein Zeugnis dafür,
wie aus der Katastrophe
neues Leben entsteht.
Die Katastrophe nicht als Ende begreifen – sondern als Anfang von etwas bisher noch nicht Dagewesenem.
Deinen Tod, o Herr
verkünden wir
und Deine Auferstehung preisen wir.
Bis Du kommst in
Herrlichkeit.
Der Tabernakel in der Mitte ist das christliche Urbild der Katastrophe: der Leib des Herrn – am Kreuz gebrochen für uns. Wie aus dem Feuer des brennenden Dornbuschs – in dem GOTT gegenwärtig ist – geht von ihm Licht und Wärme aus –
und erhellt das Dunkel der Welt.

Albine aus Klagenfurt etwa. Ein Zeckenbiss hat sie ziemlich aus der Bahn geworfen. Fast ein Jahr hat sie gebraucht, bis sie nach der Borreliose langsam wieder gehen lernte. Ich durfte sie kennenlernen und obwohl sie sich nur mehr mit dem Rollator fortbewegen kann, strahlt sie eine Lebensfreude aus, die mich sehr bewegt. Die Leben stiftende Kraft ihres Glaubens hat mich beeindruckt.

Eine Szene aus der Kreuzigungsgruppe in der Josefskapelle spricht mich in dieser Hinsicht sehr an. Jesus am Kreuz begegnet seiner Mutter und spricht sie an.
Einander in den Katastrophen unseres Lebens beistehen. Einander nahe sein – und so die Welt um uns herum zu einem besseren Ort machen.
Das ist eine Botschaft, die es wert ist, verbreitet zu werden. Hier bei uns und weltweit.

zur künstlerischen Gestaltung
der Josefskapelle
im Lienzer Franziskanerkloster (Angerburg):
Jahr: 1975
Künstlerinnen: Ave Cerquetti und Tecla Rantucci vom Künstlerstudio Centro Ave Arte (Loppiano / Italien)
Danke, lb Roland, für diese Zeugnisse und Deinen ermutigenden, glaubensvollen Text!
Ein sehr schöner empathischer Text, der ohne plumpe aktuelle Bezugspunkte auskommt, dafür aber über die künstlerische Sicht Fenster aufmacht. Gibt Glaubensmut.