Seelsorgeraum-Leiter Michael Brugger, Pfarrer P. Martin Bichler ofm, Roland Hofbauer
Vor der Tür stehen …
Ding Dong, Ding Dong wer steht dort vor der Tür? Die Tür geht auf. Jemand Anderer wurde erwartet. Genervte Augen blicken entgegen. Kein Wort. Kein Zuhören oder Nachfragen. Mit einem lauten Klack fällt die Türe vor der Nase ins Schloss. Man steht wie ein begossener Pudel da. Ausgesperrt. Abgelehnt. Aus die Maus. Für den Moment. Hoffentlich ist das eine Randerscheinung.
Gut, vielleicht kennst du, dass du den Schlüssel verlegt hast und vor der Tür stehst. Auch nicht schön. Schlamperei und Nervosität sind auch nicht die besten Ratgeber. Wie schön ist es da, wenn einem jemand seinen Schlüssel leiht und damit weiterhilft. Das Tor mit dem Torbogen oder die Tür mit der Schwelle sind nicht nur im alten Orient besondere Orte der Begegnung. Zwischen Tür und Angel spielt sich seit jeher viel ab.
… die Schwelle überschreiten
Auf diesem Hintergrund dürfen wir den katholischen Brauch verstehen, in Jubiläumsjahren Heilige Pforten einzurichten. Zeichen, dass es Sinn macht, immer wieder neu aufzubrechen. Gegen Enttäuschungen. Gegen Erstarrung. Für eine gute Zukunft. Uns allen gilt die Einladung Türen bewusst zu durchschreiten.
… und der Hoffnung Raum geben
Damit bekunden wir die Bereitschaft, auch festen Schrittes einen inneren Weg zu gehen und der Hoffnung Raum zu geben.
In diesem Sinne haben wir vom Seelsorgeraum Lienz Süd am 2. Februar zu Maria Lichtmess ganz bewusst zur Öffnung der Heiligen Pforte in der Heiligen Familie eingeladen und Hoffnungsgeschichten nachgespürt. Was für ein Fest!

Hoffentlich …
Hoffnung … was für ein schillerndes Wort. Dazu eine kleine Übung – einen Satz bilden, der mit „hoffentlich“ beginnt.
Sofort merkt man – das kann sich ja auf so Vieles beziehen – im eigenen Leben, im Leben der Familie, in der Gemeinde, in der Kirche, im Land, auf der Welt …
Hoffentlich … geht die Schularbeit gut.
Hoffentlich … kommen wir in der Familie gut miteinander aus.
Hoffentlich … kann ich wieder gesund werden.
Hoffentlich … kommen meine Lieben gut und gesund wieder von ihrer Reise zurück.
Hoffentlich … können wir das nächste Fußballspiel gewinnen.
Hoffentlich … können wir in der Pfarre schöne und lebendige Feste feiern.
Hoffentlich … bleibt uns der Frieden im Land erhalten.
Hoffentlich … gelingt es, allen ein Menschen ein gutes und menschwürdiges Leben zu ermöglichen.
Hoffentlich … kann mir mein Bruder vergeben, was ich ihm angetan habe.
Hoffentlich … finde ich einen gnädigen Gott.
… und und und – da ist so viel hoffentlich in unserem Leben, in der Welt, so viel Unsicherheit, dass etwas gut aus geht, zu einem positiven Ergebnis führt.
Und was ist eigentlich Ihr persönliches „Hoffentlich …“ ?
Für‘s eigene Leben, das öffentliche Leben, für den Zustand der Welt?
Im Dienst der Hoffnung
Als Kirche stehen wir im Dienst der so vielen „Hoffentlich“ – wie es das Konzil in der Erklärung Gaudium et Spes formuliert hat:
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst
der Menschen von heute, besonders
der Armen und Bedrängten aller Art,
sind auch Freude und Hoffnung,
Trauer und Angst der Jünger Christi.
Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches,
das nicht in ihren Herzen
seinen Widerhall fände.
Das hat nichts mit Naivität und Blauäugigkeit zu tun – natürlich werden wir nicht alles Elend der Welt zum Guten wenden können; aber die christliche Hoffnung hat einen Grund: Jesus Christus, den Gekreuzigten. Weil Gott ihn aus dem Tod auferweckt hat, ist das Kreuz für die Christen zum Symbol der Hoffnung geworden, zum Licht, das auch die äußerste Dunkelheit zu erhellen vermag. Dazu eine kleine Geschichte.
Das Licht des Auferstandenen schenkt Hoffnung
„In einem Winkel der Welt kauerte trotzig und freudlos eine dunkle, schauerliche Finsternis. Plötzlich erschien in dieser Not ein kleines Licht, klein, aber ein Licht. Jemand hatte es hingestellt. Es war ganz einfach da und leuchtete. Einer, der vorüberging, meinte: „Du ständest besser woanders als in diesem abgelegenen Winkel.“ „Warum?“ fragte das Licht. „Ich leuchte, weil ich Licht bin, und weil ich leuchte, bin ich Licht. Ich leuchte nicht, um gesehen zu werden, nein, ich leuchte, weil es mir Freude macht, Licht zu sein.“ Aber die düstere Finsternis ging knirschend und wütend gegen das Licht an. Und doch war die ganze große Finsternis machtlos gegen dieses winzige Licht.“
Wie ein Mantel scheint sich seit einiger Zeit eine gewisse Unsicherheit um die Welt und um uns alle zu legen. Es ist dunkler geworden und wir fragen uns: wo ist da Licht am Ende des Tunnels?
Ostern als Licht in einer Zeit der Dunkelheit
Ostern könnte so ein kleines Licht sein in dieser Zeit. Die Karwoche führt uns vor Augen, dass Krankheit und Leid für uns Menschen unbegreiflich sind und bleiben. Ist es vielleicht so zu verstehen, wie der große Jesuitentheologe Karl Rahner einmal sagte: „Die Unbegreiflichkeit des Leidens ist ein Stück der Unbegreiflichkeit Gottes.“ Beten wir in dieser Zeit, dass uns durch Geduld und Gebet ein kleiner Funke der Hoffnung des Auferstandenen geschenkt wird, um die unendliche Liebe und Nähe dieses unbegreiflichen Gottes zu ahnen.
Warum diese Krisen. Warum das alles? Auch Jesus hatte keine Antwort. Mit der Frage „Mein Gott, warum…?“ auf den Lippen ist er gestorben. Aber er hat sein ganzes Leben gegen Leid, Krankheit und Not gekämpft und so einen Weg gezeigt, auch mit ungelösten Fragen ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen. So war er durch sein Lebensbeispiel und sein Gottvertrauen ein kleines Licht in seiner Zeit, das aber bis heute große Wirkung hat.
Sich überraschen lassen
An Ostern hat Jesus uns alle inmitten von so viel Kreuz und Tod überrascht. Er ist auferstanden. Können wir gespannt sein, wie er uns mitten in dieser Krise überraschen wird mit seinem Licht. Vielleicht hat sich für manche von uns Ostern schon ereignet in so mancher ungeahnten oder überraschend neuen Erfahrungen der vergangenen Tage und Wochen.
Von einem kleinen unscheinbaren Licht war in der kleinen Geschichte die Rede, das einfach da ist und das versucht – ohne großes Aufsehen – gegen die Finsternis anzukämpfen. Dieses Licht ist für die Christen zum Zeichen der Hoffnung geworden: für Menschen, die versuchen, Licht für andere zu sein und zum Symbol für Jesus Christus, dessen Licht das Kreuz erträglicher macht.